Zwischen Kopfschütteln & Fremdschämen

Ganz großes Kino: Was sich meine Kirche in den letzten Wochen in Sachen Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit leistet, bringt mich beim Lesen, Hören und Sehen der verschiedenen Informationskanäle regelmäßig zum Erröten. Vor Scham.

In der Heute-Show vom 25.01. führt Oliver Welke konsequenterweise eine neue Rubrik ein: „Wollen die Katholen eigentlich, dass die Leute massenhaft aus der Kirche austreten, oder was ist da los?“ Eine satirischer Seitenhieb, der angesichts der Kommunikationsdesaster der vergangenen Wochen durchaus passt.

Thema „Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche
Der Abbruch der Zusammenarbeit mit Christian Pfeiffer hat mehr als gute Gründe. Kein Problem – wenn man’s richtig kommuniziert hätte. Der Shitstorm wäre nur halb so groß gewesen, wäre die DBK offensiv nach vorne geprescht: „Die Zusammenarbeit ist aus diesen und jenen Gründen nicht mehr möglich. Beide Seiten haben da was verbockt und Fehler gemacht. Dafür entschuldigen wir uns. Da für uns die Aufklärung und Weiterarbeit an diesem Thema absolute Priorität hat, präsentieren wir Ihnen heute unsere neuen wissenschaftlichen Partner…“ Eine Pressemeldung, die es so leider nicht gegeben hat. Statt dessen steht Kirche als ein lahmer Apparat mit internen Abstimmungskonflikten da, der sich selbst in der Defensive verhält wie ein Elefant im Porzellanladen.

Thema „Katholische Kliniken verweigern Vergewaltigungsopfer die Behandlung
Ich halte es für ein gutes Recht, dass sich katholische Kliniken eigene ethische Leitfäden geben (worüber man im Einzelnen natürlich trefflich streiten kann). Die „pro-Life“-Einstellung der Kirche halte ich ebenso für richtig und wichtig. Das Leben lässt sich jedoch nicht immer mit ethisch motivierten Handlungsstrategien auf einem Blatt Papier beschreiben. Es gibt nun mal akute Notfälle und Ereignisse, bei denen auch unsere kirchliche Ethik an ihre Grenzen stößt. In solchen Fällen hat die so gerne geschwungene Moralkeule nichts verloren. Hier ist direkte Hilfe für das Vergewaltigungsopfer angesagt…

Thema „Pogromstimmung gegen die katholische Kirche
Hallo?!? Diese Vokabel ist eindeutig besetzt. In der Vergangenheit sollte doch mehr als klar geworden sein, das solche Vergleiche mit der NS-Zeit meilenweit am Ziel vorbei schiessen. Man kann über „negative Stimmungsmache“ sprechen (ein Eindruck den ich teile und für sehr bedenklich halte) aber nehmt doch bitte solche besetzten Vokabeln aus der Diskussion raus und sperrt sie in einen tiefen Keller.

„Aber die bösen Medien. Die machen uns doch nach Strich und Faden fertig.“
Ja, klar. Natürlich machen sich die Medien über uns lustig. Natürlich wird polemisiert und der Satirebogen oft genug aufs Deftigste überspannt. Da reg‘ ich mich auch auf, bin stinksauer und frage mich, wo denn bitte die journalistische Seriosität geblieben ist. Aber wir fordern’s durch unsere andauernden Griffe in die Kloschüssel ja regelrecht heraus. Und weinen dann über die böse Presse, die uns unsere eigenen Fehler genüsslich unter die Nase reibt.

Dazu kommt ein weiterer Nebenkriegsschauplatz: Das Internet. Jede Menge „katholische“ Blogs und Nachrichtenseiten stimmen ins Gejammer ein und schiessen aus vollen Kanonenrohren auf die böse Presse zurück: „Wir sind doch die Opfer der Medien“.
Das erinnert mich – um auch mal einen politisch inkorrekten Vergleich zu machen – an den kalten Krieg: „Wir (die wahren Katholiken) sind die Guten; die Anderen (die Welt, diese linken Socken, die Medien, die PolitikerInnen,…) sind die Bösen.“ Dabei wird verbal hochgerüstet und mit Tiefschlägen nicht gespart. Oft mit der Begründung „Wenn die Anderen uns fertig machen, werden wir uns ja wohl noch wehren dürfen„. Dass der Ton die Musik macht, wird nach Kräften ignoriert.

Wie kommen wir da wieder raus?
Durch eine offene und ehrliche Kommunikation. Indem wir eigene Fehler im Verhalten klar benennen und nicht warten, bis uns irgendwer die Hose runterzieht. Indem wir lernen, offensiv und positiv mit Shitstorms umzugehen; denn die sind Teil der Realität und lassen sich nun mal nicht schweigend oder schmollend aussitzen.
Vor allem: Indem wir gute Arbeit leisten und nicht ständig um uns selbst kreisen. Indem wir den Menschen etwas zu sagen haben, das tatsächlich was mit ihrem Leben zu tun hat.

Wir haben die genialste Botschaft aller Zeiten – und schaffen es doch regelmäßig, die Verpackung Scheisse aussehen zu lassen. Peinlich…

Bildquelle: flickr.com/photos/oloremo/

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35 Antworten zu “Zwischen Kopfschütteln & Fremdschämen”

  1. Danke für diese offenen Worte. Hoffe sie haben kein Nachspiel.

    Als gemäßigte Katholikin hat man es heute schwer.
    Auf der einen Seite die erzkonservativen Dunkelkatholiken im Internet, die so gut wie alles schön reden und beschönigen und am rumweinen sind, über die böse Welt und wie alles so falsch gesehen wird und auf der anderen Seite religionsferne Menschen, die all das Gute was Kirche tut und die zugrunde liegenden Lehre, überhaupt nicht mehr wahrnimmt, sondern die Kirche auf Hexenverbrennung, Kreuzzüge und Kindesmissbrauch komplett reduziert.

    Unter dem was die katholische Kirche sich hat zuschulden kommen lassen, leiden doch viele Katholiken am allermeisten und bleiben trotz der Verbrechen die begangen wurden, ihrer Kirche treu, ohne das Geschehene zu verharmlosen oder zu entschuldigen. Verbrechen an Kindern sind nicht zu entschuldigen. Und durch Priester schon drei Mal nicht.

    • Ein „Nachspiel“ müsste schon gut begründet sein. Ich liebe meinen Job als Priester & Seelsorger, liebe meine Kirche und stehe hinter ihr. Allerdings bringt es mich zur Weißglut, wenn sie sich selbst durch dummes Verhalten schadet…
      Was sich natürlich nicht vermeiden lassen wird, ist eine „Bestrafung“ durch manche, die sich als besonders kirchentreu sehen und mich ohnehin schon in die Feindschublade gesteckt haben. Aber da muss man durch 😉

  2. Hi Carsten,
    Du hast Recht, in den vergangenen Wochen war der *fremdschäm/kopfschüttel-Faktor* wirklich extrem hoch. Da kann man trotz toller Botschaft echt kurzfristig sprachlos werden…

    Aber einen Vorschlag wegen „Nachspiel“ (@Andrea) hätte ich schon:
    Versetzung nach Bonn als Nachfolger von Pater Langendörfer SJ!

    Das wäre doch mal eine sinnvolle Konsequenz! 😀

  3. Was ich nicht verstehe:
    „Das Leben lässt sich jedoch nicht immer mit ethisch motivierten Handlungsstrategien auf einem Blatt Papier beschreiben. Es gibt nun mal akute Notfälle und Ereignisse, bei denen auch unsere kirchliche Ethik an ihre Grenzen stößt. In solchen Fällen hat die so gerne geschwungene Moralkeule nichts verloren. Hier ist direkte Hilfe für das Vergewaltigungsopfer angesagt…“

    Was ist gemeint? Dass hier die Grenze unscharf wird und abtreibende Mittel eben doch eingesetzt werden können doch wohl kaum.
    Ich stehe wohl auf dem Schlauch (Tagesform?), denn so hört sich das für mich an…

    • Na, es gibt a) empfängnisverhütende und b) abtreibende Mittel. Bei a) habe ich in einem solchen Fall überhaupt keine Bedenken, bei b) zwar ein kräftiges Magengrummeln, würde aber nach einer Beratung die Frau entscheiden lassen – und mich danach hüten, ein moralisches Urteil zu fällen.

      Bei einer Vergewaltigung geht es (wie das Wort schon sagt) um einen menschenverachtenden Akt der Gewalt. Ich halte es für äußerst kritisch, im Falle einer Befruchtung der Eizelle durch das Sperma des Täters den Willen Gottes als Argument ins Spiel zu bringen. Hier sollte (wie schon gesagt) die Frau entscheiden und ihre Entscheidung, die sicher nicht leicht ist, respektiert und mitgetragen werden.

  4. Lieber Karsten,

    du bist einfach super!
    Ich verfolge deine Posts auf FB immer mit Interesse und habe dabei meistens ein Lächeln im Gesicht, weil ich es toll finde, dass Kirche auch anders geht.

    Wären mehrere Vertreter der katholischen Kirche so modern und offen eingestellt, würden sicherlich auch wieder mehr junge Menschen in die Kirche gehen und das nicht nur an den Feiertagen.

    Fehler passieren überall, wichtig ist doch, wie man damit umgeht.

    Ich finde deinen Umgang klasse und ich finde es wichtig, dass es Priester wie dich gibt. Ich hoffe, du machst weiter so!

    Nachspiel hin oder her – wer aufgibt, bevor er angefangen hat, hat schon verloren!

  5. Dem kann ich nicht zustimmen. In keinem Fall kann das Kind etwas dafür. Und es ist da und lebt. Der Wille Gottes ist außen vor: kein Mensch verliert seine Rechte, wenn er ohne Zustimmung Gottes gezeugt wurde.

    Eine Frau ist dann in einer entsetzlichen Situation. Klares Denken und das Berücksichtigen von Dingen, die sehr theoretisch und abstrakt erscheinen, kann man weder verlangen noch erwarten. Trotzdem geht es darum, in einem Konflikt Hilfe zu leisten, an dem jetzt eine Frau und ein Kind beteiligt sind, ob das nun gelegen kommt oder nicht – es ist so.
    Wie könnte ich mich da hinstellen und sagen, in diesem Fall sei es besser, wenn das Kind zu töten, wenn die Frau das will?

    Ich halte es nicht für ein von Zeichen von Respekt, die Frau in einer solchen Situation mit einer Entscheidung über Leben und Tod allein zu lassen. Sich dort einzubringen hat erst einmal mit Anteilnahme zu tun und ist keinesfalls automatisch ein moralisierendes oder richtendes Verurteilen. Es geht doch nicht darum, eine Frau zu bedrängen, etwas auszuhalten, was sie auch abstellen könnte. Dass ich als Mann da sehr vorsichtig sein müsste und eine Frau als Beraterin viel besser geeignet wäre, versteht sich von selbst. Es geht im Zweifelsfall darum, das Kind zu retten, aber nicht darum, einem seelisch schwer verletzten Menschen weiteres Leid aufzuhalsen. Wie das eine ohne das andere gehen soll – ich weiß es nicht und hoffe, dass es da sehr gute und feinfühlige Menschen gibt. Und dass Gott hilft. Ohne Gott ist so etwas wohl nicht zu ertragen.

    Was das Beurteilen (nicht verurteilen!) solcher Situationen angeht: Wenn eine Frau dann abtreiben lässt, maße ich mir kein Urteil über sie an. Es gibt Schuld, wenn abgetrieben wird. Nach meinem Verständnis trifft sie jedoch vor allem den Vergewaltiger und die, die mit klarem Kopf zur Abtreibung rieten und sie ausführten.

    Dass in einer solchen Situation erst einmal alles nach einer schnellen und endgültigen Lösung schreit, ist klar. Das geht wohl jedem so, der beginnt, sich dort hinein zu denken. Auch mir als Mann.

    • Wie gesagt: Bei der Frage, ob es tatsächlich der Wille Gottes ist, wenn sich nach einer Vergewaltigung Eizelle und Samen vereinen und neues Leben anfängt zu entstehen, kann ich für mich keine entgültige Antwort finden.
      Aufgabe der Kirche ist es, klare ethische Aussagen zu machen, wo sie es kann. In diesem Punkt jedoch habe ich den Eindruck, dass wir uns ALLE auf sehr dünnem Eis bewegen.
      LG, Carsten.

  6. Noch was zum Thema Abtreibung: Im Falle der Todesgefahr für die Mutter duldet die Kirche eine „indirekte“ Abtreibung. Damit bestätigt sie m.E. implizit, dass es Grenzfälle gibt, in denen unsere Argumente aufhören zu greifen und wir letztendlich das Urteil Gott überlassen müssen.

    Gegenargument: „Aber eine vergewaltigte Frau ist ja nicht in Lebensgefahr“
    Antwort: Nein, sie ist vermutlich nicht in körperlicher Lebensgefahr. Als ganzer Mensch (wenn man die Psyche nicht außer Acht lässt) steht sie aber u.U. an einem Abgrund, der durchaus lebenszerstörendes Potential birgt.

    • Aber dass was der Erzbischof von Köln dazu sagt, ist doch gar nichts Neues. Nach kirchlichen Vorstellungen ist eine (noch) nicht befruchtete Eizelle (noch) kein mesnchliches Wesen.Das was hier gesagt wird, ist doch ledigllich in die Sparte „Empfängnisverhürung“ einzusortieren.

  7. Lieber Carsten,

    Danke für den Artikel und die gewählten Worte, die in meinen Augen die aktuelle Situation und verschiedenen Strömungen sehr gut beschreiben.

    Ich möchte gerne kurz auf dein Fazit eingehen. Ich finde die von dir geforderte offene und ehrliche Kommunikation sehr gut, doch glaubst du das jetzige und zukünftige Probleme damit grundlegend gelöst werden?

    Eine gute Kommunikationsstrategie gehört zwar zu einer guten Gesamtstrategie dazu, doch ist die Kommunikationsstrategie wohl immer nur ein Teil von der Gesamtstrategie in meinen Augen. Und so glaube ich auch, dass wir eine transparentere Kommunikation benötigen, aber uns defintiv parallel dazu auch noch ein paar Gedanken mehr über eine Gesamtstrategie machen müssen, damit wir nicht nur eine gute Verpackung für die tolle Botschaft haben, sondern auch Menschen, die sie leben.

    Gruß Stefan

  8. Hach wie schön.
    Hier eine lose Sammlung der Eigenschaften, die mir aufgrund des Artikels zugeschrieben werden:
    Ich bin naiv, einseitig und mir fehlt die Lebenserfahrung.

    Gut, dass die Kritiker mich so gut kennen, dass sie ein Urteil über meine Lebenserfahrung abgeben können. Ja, junge Menschen um die 33 sind halt blöd und haben keine Ahnung vom Leben. Schade, dass auch Jesus schon mit 33 gestorben ist, bevor er Lebenserfahrung sammeln konnte 😉

    Zur »Einseitigkeit«: Da habe ich natürlich vergessen zu schreiben, dass ja eigentlich alles ganz anders war, als es die böse Presse geschrieben hat. Sorry. Lest den Artikel doch einfach nochmal durch und denkt mit.

    Wie zu erwarten also…

    Edit: „Hoch Manipulativ“ ist noch dazugekommen.

  9. Ich stimme zu, dass die fehlende Transparenz der Kirche ungemein schadet, auch eine unbarmherzige Strenge hat der Kirche schon früher extrem geschadet und ihr Zeugnis verdunkelt. Ich finde gut das Motto des hl. Franz von Sales „Die Wahrheit in der Liebe tun!“

  10. Hallo Carsten,

    unsere Familie hat sich heute auch zu diesem Thema unterhalten und wir sind Deiner Meinung.

    Das wichtigste ist nun mal die Kommunikation, die leider manchmal auch falsch oder mangelnd läuft. Auch fehlt oft in den Medien der kausale Zusammenhang von den Beiträgen, die gezeigt werden und der mahnende Zeigefinger wird der Kirche auferlegt, da sie ja noch nicht in diesem Jahrtausend angekommen ist.
    Was wohl auch daran liegt, das man in der heutigen Zeit es wohl gewohnt ist, sehr schnell seine Meinung und seine Werte umzuwerfen; die Kirche hat eben ihre Werte (ob manche noch „zeitgemäß“ sind, sei dahin gestellt), mit denen eben viele Leute nicht klar kommen.

    Danke für den Artikel

  11. Hallo Carsten,
    danke für deinen Artikel, der mir aus der Seele spricht. Das Jahr ist noch jung, ich befürchte, es wird noch einiges in ähnlicher Qualität auf uns zukommen…

  12. Ich kenne mich ja in kirchlichen Zusammenhängen noch nicht so gut aus, ich bin da noch relativ neu dabei. Aber gab es da nicht ein Wort von “so halte ihm auch die linke hin?“ Ja, ein Großteil der Kritik ist böse, überspitzt, einseitig. Aber das, was uns aufgetragen ist, ist nicht dann zu schmollen, mit dem Finger zu zeigen und zu beharren, dass doch alle anderen schuld sind.

    Aber wahrscheinlich mach ich mir das alles nur viel zu einfach 🙂

  13. Bonjour.
    Zwei wichtige Hinweise:

    Vergewaltigung, Pille danach, Verhütung, Abtreibung…
    Im Artikel ging es mir nicht vordergründig um das spannende und heikle Thema „Vergewaltigung & Pille danach“. Eure Rückmeldungen im Kommentarbereich, per Facebook und Mail, zeigen, dass noch jede Menge Diskussionsbedarf besteht. Auch innerkirchlich.
    Dabei entsteht ein interessantes Bild: Dieses Thema ist scheinbar kein klassisches „progressiv-konservativ-Schubladen-Problem“. Befürworter und Gegner einer „harten“ Linie gibt es in allen kirchlichen „Lagern“. Die meisten von uns – und das finde ich sehr positiv – ringen ehrlich mit dem Thema und machen es sich alles andere als leicht.
    Ich bitte Euch jedoch, hier im Kommentarbereich beim Thema des Artikels zu bleiben. Danke.

    Kommentare
    Eure Kommentare werden von mir moderiert. Ich nehme mir das Recht heraus, beleidigende, unverschämte und vom Thema wegführende Beiträge nicht zu veröffentlichen. Auch Beschimpfungen haben hier nichts verloren. Danke.

  14. so leid es mir tut: ab jetzt bist du in den einschlägigen foren, nachrichtendiensten, blogs zum ‚abschuss‘ freigegeben. wer nur eine minute nachdenkt, zögert, fragt – der kann nicht wahrhaft glauben. und die freie entscheidung eines menschen respektieren, das geht schon gar nicht. oft hat man das gefühl, freiheit ist in dieser interpretation von katholischsein nur dann zu respektieren, wenn sie den eigenen vorstellungen entspricht – ottaviani lässt grüßen…

  15. die medien sind auch in der schweiz interessiert an der kirche – es liegt an uns, was wir daraus machen.
    und ja, es ist eine schande, wie die katholische kirche regelmässig die besten chancen versemmelt und selber die schlimmsten fehlpässe spielt und üble fouls begeht und sich dann beim schiri beschwert…
    aber eigentlich ist totschweigen, kaputtlachen und selber besser kirchen-kommunizieren die einzige waffe. let’s do it! ich mach mich schon mal auf gomez‘ spuren 🙂

  16. Grossartige Ausführungen….
    Man hört den Nagel geradezu laut schreien… (weil ihn der Hammer genau auf den Kopf getroffen hat…).

  17. Ach. Loskreischen, weil die miesen Mitkatholiken so fies sind. Lieber Vaticarsten, hör doch mal auf. Geh hin und walte deines Amtes.

    Und lass uns „mündige Christen“ wie „Gottesvolk“ mal schauen, wo die Medien lügen.Kleiner Tipp:
    http://elsalaska.twoday.net/stories/235542912/

    Kann nicht sein? Nein, denn du bist der Gute. Andere werden ja nur von den – es supergut meinendern – Medien manipuliert.

    • Elsa,
      Entweder hast Du meinen Artikel nicht gelesen oder die Intention nicht verstanden.

      Mir geht es NICHT um die Frage, inwieweit die Medien einseitig oder falsch berichten. Ich schreibe ja sogar, dass hier oft genug Halbwahrheiten verbreitet werden.

      Ich hinterfrage statt dessen, wie wir als Kirche mit solchen Themen und Fällen umgehen und sie kommunizieren. Wenn die Presse Halbwahrheiten schreibt liegt das m.E. vor allem auch an unserer Art und Weise, nicht oder viel zu spät mit korrekten Infos rauszurücken. Und oft genug verhalten wir uns als Kirche einfach nur dämlich und falsch und stoßen Menschen vor den Kopf…

      Im Übrigen bestätigst Du eindrucksvoll, was ich im Artikel bei manchen katholischen Blogs und Nachrichtenseiten feststelle: Ein schwarz-weißes Opfer-Täter-Bild: Wir sind die Opfer – die Medien und die Welt sind böse. Die Kirche macht halt keine Fehler.
      Schade. Denn das daraus entstehende Bild der griesgrämigen und beleidigten Kirche, die für die Welt nur Häme und Verachtung übrig hat, kostet uns jede Menge Punkte und Strahlkraft.

      Du magst der Meinung sein, dass Deine Sicht- und Handlungsweise einen (wie du schreibst) »mündigen« Katholiken auszeichnet. Eine Kirche, die eigene Fehler im Verhalten und in der Kommunikation eingesteht, ist in deiner Gedankenwelt undenkbar. Und jeder, der es nur ansatzweise wagt, Kritik am Verhalten von Kirche zu üben, ist ein Ketzer – oder zumindest nicht mehr katholisch.
      Das ist Deine Meinung.

      Meine ist eine Andere.

  18. Thema “Katholische Kliniken verweigern Vergewaltigungsopfer die Behandlung“
    Hier sollte auch erwähnt werden, dass es überhaupt nicht um die Verweigerung einer Behandlung ging.

    Die Patientin hatte „K.-o.-Tropfen“ verabreicht bekommen und nach dem Erwachen nicht gewußt, ob sie Opfer einer Vergewaltigung geworden ist.
    Deshalb hatte sie eine Notfallambulanz des Kassenärztlichen Notdienstes aufgesucht.

    Dort wurde sie medizinisch versorgt.

    Eine Notärztin verschrieb der Patientin prophylaktisch ein Rezept für eine Abtreibungspille („Pille danach“).

    Für die Klärung, ob eine Vergewaltigung vorliegt, und die gynäkologische Beweissicherung war sie nun an eine Klinik zu überweisen.

    Zwei katholische Kliniken lehnten dies ab. Nicht aus Herzlosigkeit, sondern, wie die meisten Medien unterschlugen, weil katholische Kliniken nicht dem Kölner Programm „Anonyme Spurensicherung nach einer Sexualstraftat (ASS)“ angeschlossen sind (die sie derzeit an die Vergabe der „Pille danach“ binden würde).

    • Die Variante kenne ich auch. Allerdings ist mir da einiges unklar: Warum ruft die behandelnde Notfallärztin zwei katholische Kliniken an, von denen bekannt sein muss, dass sie die ASS nicht leisten können? Und wofür entschuldigt sich der Kardinal, wenn alles so war wie geschildert? Irgendwo hakt es da doch, oder?

  19. „Wie kommen wir da wieder raus?
    Durch eine offene und ehrliche Kommunikation. Indem wir eigene Fehler im Verhalten klar benennen …“

    Diese Vorgehensweise ist natürlich wünschenswert. Aber ich bezweifele, daß wir tatsächlich „da wieder raus kommen“.

    Ich schätze die Medien werden trotzdem so weitermachen wie bisher und nichts wird besser. Nichtsdestotrotz sollte natürlich eine offene und ehrliche Kommunikation der Standard sein, auch wenn sie keinerlei Auswirkungen auf das Verhältnis zu den Medien haben wird.

  20. Hallo, vaticarsten!
    Ich bin lebenslang darin geübt, meine Überzeugungen zu bestimmten Themen in heftigen Diskursen im 68 – Streitstil zu behaupten. Weder bin ich ein schnell beleidigtes „Wimmerl“, noch neige ich zu irgendeiner Lamorjanz. Ich kann mich „fetzen“ mit Leuten und kann argumentieren. In Deinem Artikel und einigen Deiner Antworten fehlt mir ein wesentlicher Aspekt: rein sprachlich und kommunikationstechnisch analysiert ist es Fakt, daß katholische Positionen in der Medienöffentlichkeit nicht sachlich, nicht journalistisch korrekt behandelt werden. Wenn Du das ausblendest und selbst in die Spaltung zwischen den als „Dunkelkatholiken“ Diffamierten und den ach so gesprächsbereiten „Liberalkatholiken“ reinrutschst, dann ist genau das der Kommunikations – Eiertanz, der alle verrückt macht! Wenn der gesprochene Satz nicht mehr Grundlage der Kommunikation ist, dann wird das Ganze verrückt. Das verquaste Deckungsgerede mancher Amtsträger ist mir dabei ebenso verhasst, wie das verfremdende Double – Bind – Gerede der Medienmanipulatoren.

    […]

    • Hallo „Ankerperlenfrau“.
      Bitte lies den Artikel nochmal. Dann wirst Du feststellen, dass ich die teilweise polemisierende und fehlerbehaftete Medienberichterstattung eben nicht ausblende. Weiterhin entdeckst Du vielleicht, dass das hier auch gar nicht das Thema ist. Im Artikel geht es um die Art und Weise der kirchlichen Kommunikation…
      Du beschwerst Dich weiterhin, ich würde in die Spaltung zwischen der diffamierten „Dunkelkatholiken“ und den „ach so gesprächsbereiten ‚Liberalkatholiken’“ reinrutschen. Habe nur ich das Gefühl, dass Du das mit den von Dir gewählten Worten nicht viel anders tust?

      Die letzten beiden Absätze deines Kommentars veröffentliche ich hier nicht: Lies dazu bitte die Kommentarspalte durch, in der ich darum bitte, beim Thema das Artikels zu bleiben. Zur Frage der „Pille danach“ etc. gibt es einen eigenen Artikel.

      Danke und viele Grüße,
      Carsten.

  21. Lieber Carsten,
    heute hatte ich mal wieder so richtig Gelegenheit zum Fremdschämen.
    Die klassischste Form kirchlicher Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, die Predigt, hat mich und einige andere heute zur Weißglut gebracht. Schade, es ist so schade, dass die Predigt mit dem großen Potential, das eigentlich in ihr steckt, so oft auf deutsch gesagt versaut wird.
    Nach Urzeiten war ich wieder einmal in der Heimat in einer Messe und glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, was der Herr Pfarrer da für eine Botschaft ans Volk richtete.
    Nächste Woche mache ich Besinnungstage mit jungen Leuten. Wir wollen gemeinsam schauen, wo wir mit unserem Gott stehen, wer er für uns ist, wie unsere Beziehung zu ihm ist und was wir brauchen, von und mit ihm. Wir wollen uns einlassen auf den ganz eigenen Weg mit Gott und ein paar Gehhilfen finden. Vor allem aber in uns hineinhören und auf Gott hören. All das auf der Grundlage, dass Beziehung zu Gott, Gebet, grundsätzlich alles sein kann, was unser Herz erfüllt: Ich kann mit Worten beten, in der Stille oder durch Taten. Ob beim Rosenkranz-Beten, Fotographieren der Natur oder Volleyball spielen, ich kann immer und überall mit Gott in Beziehung treten.
    Ein Schrei des Entsetzens wurde in meinem Herzen laut, als ich heute hören musste, wie anders ein Priester das sehen kann:
    „Nutzen wir die anstehende Fastenzeit, um einmal in den Katechismus zu schauen, um zu erfahren, was die Kirche zu unserem Glauben sagt.“ Oder anders: Was die Kirche sagt, das wir zu glauben haben – und zu tun, natürlich!
    Es war eine Botschaft des blinden Gehorsams – eine Botschaft, die die Welt vereinfacht, viel zu einfach, darstellte. Unsere Welt ist nicht schwarz-weiß und unsere Kirche ist schon garnicht und von vorne herein ausschließlich weiß. Doch laut dieser Predigt ist es eigentlich ganz einfach:
    Wenn wir die Lehre der Kirche kennen und danach handeln, gibt es keine Probleme und uns allen geht es gut.
    Dazu gehört das strikte Verbot von Abtreibung und die Ignoranz gegenüber Missbrauchsfällen in der Kirche.
    Keine Spur von eigener Gewissensentscheidung, keine Spur von Komplexität und Vielschichtigkeit, keine Spur von Einsicht.
    Das erinnert mich an eine andere Priestermeinung, die mich zur Weißglut brachte: Zwei-Klassen-Christentum, einerseits die Expterten, wir Theologen, andererseits die „armen“ Christen, die Hilfe brauchen, um Gott zu finden.
    Auf Wiedersehn, schöne offene Kirche. Auf Wiedersehn liebe Kirche der mündigen Christen. Auf Wiedersehn Vat ll.
    Warum habe ich immer öfter das Gefühl, viele unserer Seelsorger hätten das Konzil verschlafen?
    Danke für deinen Blog und danke, dass du anders bist!
    Beste Grüße,
    Natalie

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