…stellen sich mir im Hinblick auf die neue Stelle: Was kommt auf mich zu? Welche Menschen begegnen mir? Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Und – mit Verlaub – bin ich überhaupt der fähige Mann dafür?
Ich will damit jetzt nicht sagen, daß mir der A… auf Grundeis geht – aber eine gewisse nervöse Spannung ist da. Und eine riesengroße Neugier. So eine Mischung aus Vorfreude & Lampenfieber eben. Es schadet also nicht, wenn ihr in euren Gebeten ab und an mal ein gutes Wort für mich einlegt und den Chef bittet, mir den Hl. Geist zu schicken – damit ich den neuen Job nicht versemmele.
Fragen über Fragen werden mir auch von Anderen gestellt. Manche davon habe ich kürzlich in einem Interview mit unserer Kirchenzeitung, dem Pilger, beantwortet:
(der pilger 18/2010) Carsten Leinhäuser, derzeit Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft Pirmasens-St. Anton und Geistlicher Leiter der Kolpingjugend in der Diözese Speyer, wird neuer Leiter der Speyerer „Beratungs- und Informationsstelle Berufe der Kirche“. Bischof Dr. Wiesemann ernannte den 31-jährigen Geistlichen zum 1. August zum Nachfolger von Pfarrer Volker Sehy.
Herr Leinhäuser – junge Leute für Berufe der Kirche zu interessieren, Berufungspastoral zu machen, das ist kein einfaches „Geschäft“. Haben Sie für sich bereits Überlegungen angestellt, wo Sie ansetzen möchten und was für Sie in dieser Aufgabe wichtig ist?
Das Schöne an der Berufungspastoral ist ja, daß niemand das Rad neu erfinden muß. Unser Chef höchstpersönlich hat vor 2000 Jahren dieses „Geschäft“ gegründet: Indem er am See Genesareth ein paar Fischer eingeladen hat, ihm zu folgen. Einfach so. Ich stelle mir Jesus gerne als „Coach“ vor: Er hat die Menschen unterstützt. Ihnen die Augen geöffnet für die großartigen Talente und Fähigkeiten, die sie schon längst in sich trugen. Er hat sie dazu animiert, mehr vom Leben zu wollen.
Darin liegt, glaube ich, meine Aufgabe. „Coach“ zu sein. Zu unterstützen und zu begleiten.
Was sehen Sie als Ziel(e) Ihrer Arbeit?
Wenn mal jemand sagt: „Carsten, du hast mir geholfen, meine Berufung zu entdecken. Danke, daß du für mich da warst.“ – Dann habe ich meine Ziele erreicht.
Wenn ich einem jungen Menschen dabei helfen kann, seine Berufung im Priestertum oder im Beruf der Pastoral- oder Gemeindereferentin zu entdecken – Super! Das Ziel ist erreicht. Für diese Berufe werbe ich ja.
Auf der anderen Seite: Wenn ich einem Menschen dabei helfen kann, seine (ihre) Berufung zum Koch, Bäcker oder zur Ärztin zu entdecken – Klasse! Auch dann habe ich meinen Job getan. Denn nicht ich berufe – sondern Gott. Und es ist seine Entscheidung, wozu er beruft…
Die Beratungs- und Informationsstelle war bisher im Speyerer Priesterseminar St. German untergebracht. Jetzt soll sie dem Bischöflichen Jugendamt Speyer zugeordnet werden. Warum diese Veränderung, was ist ihr Sinn?
Ich freue mich, daß sich unser Bischof für diese Neuzuordnung entschieden hat. Sicher ist die Stelle „Berufe der Kirche“ auch für ältere Semester da, die mit der Frage nach ihrer Berufung kommen. Durch die Zuordnung zum Bischöflichen Jugendamt wird aber deutlich: Berufungspastoral versteht sich vor allem als Dienst an den jungen Menschen. Denn die Jugendlichen von heute sind die Zukunft unserer Kirche – in ihnen steckt so viel Potential und Energie. Da wären wir doch blöd, wenn wir das nicht fördern würden…
Auf der ganz praktischen Seite: Hier laufen die Fäden der Jugendarbeit unseres Bistums zusammen. Eine große Chance, sich zu vernetzen und gegenseitig zu befruchten.
Herr Leinhäuser, eines Ihrer Interessensgebiete liegt bei den neuen Medien – sehen Sie für die Berufungspastoral Schnittmengen?
Und ob! Für Jugendliche und junge Erwachsene ist es zu einer Selbstverständlichkeit geworden, im Internet präsent zu sein und sich miteinander zu vernetzen. In unserer Gegend ist vor allem WKW (wer-kennt-wen.de) neben Facebook (facebook.com) sehr beliebt: Dort treffe ich massenweise auf Jugendliche aus unseren Pfarreien und Verbänden. Hier tauschen sie sich mit Freunden aus und suchen auch aktiv nach Interessensgemeinschaften oder treten „Fangruppen“ bei. Übrigens wird dort ganz unkompliziert mit dem Thema „Glauben“ umgegangen: Da kann man gleichzeitig Mitglied in der „Lady-Gaga-Fangruppe“ und bei den „Messdienern“ oder bei „I love B16“ sein, ohne schief angeschaut zu werden. Auch „älteres“ Publikum aus unseren Pfarreien ist hier zu finden. Meine Mutter, die Sakristanin in Rohrbach ist, zum Beispiel. Oder unsere Pfarrsekretärin. (Ich hoffe, die beiden Damen fassen das jetzt als Kompliment auf…)
Um beim Thema Medien zu bleiben – der Papst hat im Zusammenhang mit dem Jahr des Priesters den Seelsorgern ans Herz gelegt, selbst aktiver das Internet zu nutzen, also auch selbst mehr im Internet vertreten zu sein. Halten Sie dieses Medium für ein Betätigungsfeld der Kirche? Warum?
Um die letzte Frage „fertig“ zu beantworten: Nicht nur in der Berufungspastoral – sondern im gesamten kirchlichen Tun – sollte das Internet einen Platz haben. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, wie viele Menschen (egal welchen Alters) mich über meine private Homepage oder über die verschiedenen sozialen Netzwerke kontaktieren. Es kann dabei einfach nur um netten Small-Talk gehen. Es werden aber auch immer wieder tiefgehende Fragen und Probleme angesprochen. Manch eine/r bittet um Hilfe, um einen geistlichen Rat oder um mein Gebet.
Um gleich ein bisschen Werbung zu machen: Hier hat Pfarrer Volker Sehy richtig gute Vorarbeit geleistet und schon eine Menge Kontakte geknüpft. Die Seite www.berufe-der-kirche-speyer.de wird im Schnitt 130 Mal pro Tag besucht. Ein Angebot der Kirche also, das offensichtlich angenommen wird.
Ich freue mich auf die Menschen, die mir an der neuen Stelle begegnen werden: Im Internet – vor allem aber in „Live“: Im direkten, persönlichen Kontakt.
(Bildquelle: Flickr)
2 Antworten zu “Fragen über Fragen…”
Gutes Interview!
Ist doch eigentlich ein gutes Zeichen, daß Du mit einer Mischung aus nervöser Spannung und riesengroßer Neugier die neue Stelle antrittst.
Ich werd‘ im Gebet an Dich denken!
Lieber Carsten,
Beter um sich zu scharen ist das beste Rüstzeug für einen neuen Weg! Ich bin dabei und werde dich in meine Gebete einschließen!
In diesem Sinne alles Gute und Gottes Segen,Ulla