Weißer Sonntag, 2

Sonntag Morgen, kurz nach acht. Die Sonne hat es geschafft. Innerhalb von 10 Minuten hat sie den Nebel bezwungen. So soll es sein. Um den Sieg der Sonne zu würdigen, gleich noch einen Café – und dann muß auch ich bald unter die Dusche und mich „schön“ machen… Den Gottesdienst und die Predigt sollte ich auch noch mal in Gedanken durchgehen. An so einem Tag sind ja nicht nur die Kinder nervöser als sonst.

Auf den Gottesdienst bin ich echt gespannt: Einen großer Teil der mitfeiernden Gemeinde sieht man sonst eher selten in der Kirche. Das meine ich nicht wertend – es ist halt so. Da braucht es ab und an ein paar Hinweise á la „Jetzt stehen (sitzen, knien) wir“, „Bitte schalten sie die Handys und Fotoapparate aus“ oder „Nein, die Vorhalle der Kirche ist nicht die Raucherlounge“.

Mit dem Eucharistieempfang halte ich es übrigens so: Nach dem Kommunionempfang der Kinde lade ich Alle ein, nach vorne zu kommen! Ich erkläre, daß die Kommunion für uns Katholiken etwas sehr wertvolles ist – die Herzmitte unseres Glaubens. Wir glauben, daß Jesus in dem kleinen Stück Brot wirklich voll und ganz da ist. Dann bitte ich die Leute, einfach ehrlich zu sich selbst zu sein: Wer mit diesem Glauben nichts anfangen kann oder aus anderen Gründen nicht die Kommunion empfangen möchte oder kann, soll bitte die Arme verschränken und wird dann mit einem Kreuz auf der Stirn gesegnet.
Das klappt erstaunlich gut; in den letzten Jahren gab es sogar einige Eltern, die sich den Segen abgeholt haben. (Ganz nebenbei habe ich den Eindruck, daß der Appell an eine ehrliche Gewissensentscheidung die Leute anregt, sich wirklich Gedanken über ihren Glauben zu machen – und sei es nur für fünf Sekunden).

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2 Antworten zu “Weißer Sonntag, 2”

  1. Hallo Carsten,

    schön, wenn die Menschen sich auch ehrlich fragen, ob sie wirklich die Kommunion empfangen sollen. Bei uns in der Pfarrgemeinde ist der ganze Weiße Sonntag nur ein einziges Schauspiel. Da wir eine so kleine Kirche haben, ist für die eigentliche Gemeinde kaum Platz. Alles ist voll mit Leuten, die man sonst nie in der Kirche sieht und die auch nach diesem Ereignis nie wieder in Erscheinung treten. Wen wunderts da, wenn sie alle keine Ahnung vom Ablauf haben. Letztes Jahr haben wir als der Pfarrer am Altar angekommen war die Kirche wieder verlassen, weil plötzlich einer sein Handy zückte und damit rumspielte und weil einige Kaugummi-kauend in der Gegend rumstanden. Von den Rauchern vor der Kirchentür gar nicht zu reden.
    Da wir ein Pfarreienverbund sind, bekommen wir unsere Kommunionkinder sowieso höchst selten zu sehen, zumal sie nicht dazu angehalten werden jeden Sonntag in die Kirche zu gehen.
    Naja, soweit so gut, ich will nicht klagen, aber an einem solchen Tag ziehe ich es vor in einen anderen Gottesdienst zu gehen, wo keine Kommunion gefeiert wird. Da tut es mir zu weh, zu sehen, dass der Heiland von manchen Menschen nicht wertgeschätzt wird.

    Etwas frustrierte Grüße,
    Heike

  2. „Nein, die Vorhalle der Kirche ist nicht die Raucherlounge”.

    Haha, das ist einfach zu gut- darf ich das bei der Konfirmation übernehmen.
    Gerne auch mit einem Linkhinweis auf dem Liedblatt. 😉

Dein Senf…