„Schau mal Phil. Es schneit.“
„Was’n das für ein Kitsch?!“
„Kein Kitsch. Schnee. Schau mal.“
„Doch. Das ist Kitsch. Eindeutig. Was sollen diese seltsamen bunten Lichter?“
Erst jetzt bemerke ich, dass mein Hund gar nicht zum Fenster rausschaut. Während ich das weiße Treiben draußen bewundere, steht er vor dem Adventstisch in der Wohnzimmerecke. Mit einem Gesichtsausdruck zwischen Skepsis und Staunen betrachtet er das Gebilde: Ein schlichter Kerzenständer mit 4 langen Kerzen. Dahinter ein kleiner Weihnachtsbaum aus Pappe. Mit einer bunt leuchtende Lichterkette, die testweise zeigen darf, was sie kann.
„Also ich find’s schön.“ teile ich dem schwarzen Fellbüschel mit leicht angenervtem Unterton mit. „Ich ja auch“ besänftigt mich Phil. „Aber bist DU nicht derjenige, der so nen funkelnden Kram immer kitschig findet?“
„Gut aufgepasst, Kleiner. Kitsch find ich eher mäßig. Außer im Advent. Da darf’s ruhig mal ein bisschen bunt-funkelnd-glitzernd sein und weihnachtlich duften. Das bringt so ne schöne Stimmung.“
„Hast du deshalb den neuen Lufterfrischer ins Auto eingebaut? Das riecht jetzt wie ein ganzer Nadelwald. Auch irgendwie weihnachtlich.“
„Nee. Der sorgt nur dafür, dass es nicht mehr so arg nach nassem Hund müffelt.“
„Mimimi…“ äfft Phil mich nach und schaut aus dem Fenster. „Und außerdem ist das kein Schnee. Das ist Regen. Mal wieder. Bäh.“
Tatsächlich. Aus dem Schneetreiben ist ein kaltnasser Regenguss geworden.
Ich schnaufe enttäuscht.
„Warum brennen die Kerzen nicht?“ will Phil wissen.
„Weil wir die erst im Advent anzünden. Eine am ersten Advent. Zwei am zweiten Advent. Und so weiter. Bis dann am vierten Advent alle Kerzen brennen.“
„Wozu? Mach doch gleich alle vier an. Sieht schöner aus.“
Ich schüttle den Kopf. „Nein. Das ist doch der Sinn der ganzen Sache. Dass es jede Woche ein bisschen heller wird und schöner aussieht.“
„Versteh ich nicht.“
„Schau mal, Phil“ versuche ich zu erklären. „Im Advent bereiten wir uns auf Weihnachten vor. Da wird Jesus geboren. Die Kerzen sind so eine Art Countdown. Wir freuen uns drauf, dass bald Heilig Abend ist. Weil wir glauben, dass Jesus die Welt heller gemacht hat, wird es auch auf dem Adventstisch jede Woche ein bisschen heller.“
Der schwarze Hund betrachtet still das Gebilde in der Wohnzimmerecke und denkt nach.
„Okay. Verstanden. Das mit den Kerzen und den bunten Lichtern. Nett. Aber… ist das alles?“ „Wie meinst du das?“ „Ganz einfach. Ihr feiert jedes Jahr, dass Jesus die Welt heller gemacht hat. Gleichzeitig lasst ihr es zu, dass es immer noch ganz schön dunkel ist da draußen. Passt irgendwie nicht zusammen.“
„Ach Phil“ sage ich und nehme ihn in den Arm. „Du mit deinem großen Hundeherz. Hast absolut recht. Wir müssen noch viel an uns arbeiten. Vielleicht wollen uns die Adventskerzen ja auch daran erinnern. Daran, dass wir noch lange nicht damit fertig sind, Licht in die Welt zu bringen“.
„Eben.“ nickt der Hund neben mir. „Da gibt’s ne Menge für euch zu tun. Und wenn ihr schon dabei seid: Sorgt bitte dafür, dass es nicht nur hell wird. Sondern auch richtig schön bunt. Das mag ich. Und dein Jesus bestimmt auch.“
#gesprächemitphil