Papst Benedikt hat einen Brief an die Seminaristen geschrieben, in dem er einige sehr interessante Aspekte der Ausbildung anspricht. Neben den Themen „Beziehung zu Gott“, „Leben mit den Sakramenten“ & „Studium“ spricht er über „menschliche Reife & Sexualität“ sowie über die „Spiritualität“.
Zu dem Bereich „Menschliche Reife & Sexualität“ schreibt er…
„Für den Priester […] ist es wichtig, daß er selbst Herz und Verstand, Vernunft und Gefühl, Leib und Seele ins rechte Gleichgewicht gebracht hat und menschlich „intakt“ ist. […] In diesen Zusammenhang gehört auch die Integration der Sexualität ins Ganze der Persönlichkeit. Die Sexualität ist eine Gabe des Schöpfers, aber auch eine Aufgabe an das eigene Menschwerden. Wenn sie nicht in die Person integriert ist, dann wird sie banal und zerstörerisch zugleich. […] In letzter Zeit haben wir mit großem Bedauern feststellen müssen, daß Priester durch sexuellen Mißbrauch von Kindern und Jugendlichen ein Zerrbild ihres Amtes abgegeben haben. […] Ob alledem kann bei vielen Menschen, wohl auch bei Euch selber, die Frage aufkommen, ob es gut sei, ein Priester zu werden; ob der Zölibat ein sinnvoller Weg menschlichen Lebens sei. […] Gottlob kennen wir alle überzeugende, von ihrem Glauben geformte Priester, an denen uns sichtbar wird, daß man in diesem Stand und gerade auch im Leben des Zölibats zu wirklicher, reiner und reifer Menschlichkeit kommen kann. […] Es ist Aufgabe der Beichtväter und Eurer Vorgesetzten, Euch auf dem Weg dieser Entscheidung zu begleiten und zu helfen. […].“
Dem habe ich nicht viel hinzuzufügen…
Zum Thema „Spiritualität“
Hier spricht der Papst davon, dass „Priesterkandidaten auf ganz verschiedenen spirituellen Kontinenten“ leben. Den unterschiedlichen Formen der Spiritualität bringt er seine Wertschätzung entgegen und betont, dass dabei das Verbindende, Katholische, tragend sein müsse. In den Seminaren sei es wichtig, „Großzügigkeit und Toleranz erlernen, einander nicht nur ertragen, sondern gegenseitig bereichern, so daß jeder seine spezifische Gabe ins Ganze einbringen kann, aber doch alle der gleichen Kirche, dem gleichen Herrn dienen.“
Gerade in den allgegenwärtigen Diskussionen um die beiden Formen der Messe sowie um die unterschiedlichen Haltungen beim Kommunionempfang erscheint mir diese Aussage des Hl. Vaters sehr wertvoll. Besonders in den Momenten, in denen die je favorisierte Form und Haltung als die „Bessere, Katholischere, Frömmere oder Demütigere“ dargestellt wird. Es gibt sie nämlich – trotz allen Unkenrufen – die „katholische Weite“.
Danke, Benedikt. Und danke, Chef!