Bloggen für die Frohe Botschaft

Ich gebe zu: Es geht runter wie Öl, was Papst Benedikt in seiner Botschaft zum Mediensonntag über die Präsenz der Priester im Web 2.0 sagt:

„Von den Priestern wird aber die Fähigkeit verlangt, in der digitalen Welt in beständiger Treue zur biblischen Botschaft präsent zu sein, um ihre Funktion als Leiter von Gemeinden auszuüben, die sich jetzt immer mehr in den vielen „Stimmen“ der digitalen Welt ausdrücken, und um das Evangelium zu verkünden, indem sie neben den traditionellen Mitteln von den Möglichkeiten der neuen Generation audiovisueller Medien (Foto, Video, Blog, Website) Gebrauch machen, die bisher unbekannte Gelegenheiten zum Dialog sowie nützliche Hilfsmittel für die Evangelisierung und die Katechese darstellen.“

Danke, Chef! Danke, dass du jene zum Nachdenken anregst, die meine Präsenz im Internet so gerne als Spielerei, als Selbstdarstellung und als „unschicklich für einen Priester“ abtun. All jene, die meinen, Kirche habe es nicht nötig den Datenhighway unserer Zeit zu bereisen.

Mir ist da noch ein Bild eingefallen, lieber Benedikt, das sich zu deinen Ausführungen gesellen mag…

Im Grunde beschreiben die Evangelien doch die Geschichte eines „Roadtrip“: Unser Herr ist ständig auf Achse! Bei seinen Reisen quer durch das heutige Israel erlebt er ein Abenteuer nach dem anderen. Er öffnet keinen Praxisbetrieb und wartet auf Kundschaft, sondern besucht die Menschen dort, wo sie leben. Er verkehrt mit der High-Society genau so selbstverständlich wie mit den Leuten in der Bronx. Er ist Gast bei Politikern, Religionsführern, Nutten, Geschäftsleuten, Bauern, Verbrechern, Kindern, Familien, Städtern und Dörflern,… Er spricht mit Schlauen und Blöden. Er predigt, besucht Kranke und feiert Partys. Er animiert seine Jünger, es ihm gleich zu tun: Auf die Menschen zuzugehen mit der genialen Botschaft vom Reich Gottes.

Da frage ich mich 2 Dinge:
1.) Mit welchem Recht sollte ich mich einsperren und das Internet (wo sich ja die Aufmerksamkeit der Menschen im wachsendem Maße konzentriert) meiden?
2.) Warum sollte ich rumsitzen und mich langweilen, wenn ich die Chance habe, die Freude und die Spannung eines Roadtrips mit meinem Herrn zu genießen?

Noch was Wichtiges: Der Roadtrip Jesu führt auch nach Golgotha, ist also nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen. Er bringt mich an meine Grenzen und darüber hinaus. Am Ende der Geschichte aber gibt’s für den Herrn und seine Freunde ein Happy-End. Hat die Vorstandsetage fest beschlossen.

Das ist der Roadtrip meines Lebens – deshalb bin ich gerne Jünger Jesu.

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9 Antworten zu “Bloggen für die Frohe Botschaft”

  1. Sehr schöner Artikel. Und es freut mich auch, daß der Hl. Vater dem Internet so einen Stellenwert gibt. Vllt schreibe ich auch was auf meinem Blog dazu, – auf der anderen Seite: Ich bin kein Priester 🙂

  2. Vergiss die ganzen Nörgler. Vor meiner Konversion – und auch jetzt noch natürlich – habe ich viel bei dir mitgelesen und mich darüber gefreut, dass du eben so bist wie du bist. Ich hatte nie den Eindruck, da stelle sich einer selbst dar – wer das meint, kennt wohl dein Blog schlecht, denn von Anfang an war es dir ein Anliegen, zum Beispiel Theologiestudenten durch deine Skriptesammlung zu unterstützen und andere miteinzubeziehen und einfach an deiner Freude teilhaben zu lassen. Es gibt immer Leute, die gerade das, was man aktuell tut, nicht gut finden. Manchmal kommt es einem vor, als sei es die Mehrheit. Und manchmal denkt man selbst, dass sie recht haben könnten. Da gibt es aber immer den einen Besucher, selbst wenn der nur einmal im Jahr vorbeikommt, dem du eine wichtige Weiche stellen konntest. Meistens erfährt man weniger von denen, sondern mehr von den anderen, den Nörglern. Für mich ist jedes katholische Blog, und besonders das eines Priesters, eine Bereicherung. Jeder hat seine eigene, unverwechselbare Stimme. Wenn mir mal grad nicht so fromm zumute ist, bloggt einer einen schönen spirituellen Beitrag, der mich bereichert. Wenn es untereinander Zoff gibt, und so oft kommt das nun auch wieder nicht vor, dann weiß ich wenigstens, dass hier nicht irgendwelche Frömmler unterwegs sind, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, denen auch nicht immer alles gelingt. Es war letztlich auch dieser Gedanke, der mich angezogen hat. Ich glaube nämlich, die meisten halten Katholiken für ein bisschen dumm und immer schön passiv und devot. Glücklicherweise war das nie so. Diese Kirche kann es richtig krachen lassen, das sieht man bei vielen heiligen Frauen (denk an meinen Klerikerbashing-Zitateeintrag*gg*, vielen heiligen Männern, und das ist gut so. Und natürlich sind eine T. v. Lisieux und ein Franziskus dann auch dringend notwendig, als Ausgleich sozusagen.)
    Ich bin katholisch, weil ich „Leben in der Bude“ mag. Dass ich da manchmal selbst ziemlich übertreibe, dafür möchte ich mich auch nochmal bei dir entschuldigen. Wenn du mich mal persönlich kennen lernst, wirst du merken, dass ich vieles gar nicht so meine, wie es in dem Moment grad serviert wird bzw. rüberkommt.
    Also: Danke für dein Blog und Danke Benedikt, dafür, dass du deinen Priestern Mut machst!

  3. Danke @Elsa für deine unterstützenden Worte. Da gibt’s nichts mehr hinzuzufügen 😉

    Ganz nebenbei: Nach Jahren der „Ebbe“ scheint sich in meinem Bistum (Speyer) einiges in Sachen Internet zu tun. Da ist mein Projekt gerade in „höheren Kreisen“ gerne mal müde belächelt worden (& das meine ich jetzt nicht böse – ich weiß ja, dass ihr mitlest, liebe Mitbrüder ;-)). Ganz langsam scheint nun der Groschen zu fallen, dass das Web weder ein Christus- noch ein Seelsorgefreier Raum ist / sein sollt. Find ich toll.

  4. À propos „Leben in der Bude“. Eine Sache, die öfter mal missverstanden wird: Das WWW lebt schnell.
    Da kann es durchaus sein, dass Menschen wie Elsa (ich sprech jetzt einfach mal für dich mit) oder ich, die ihr Herz gerne mal auf der Zunge tragen, Dinge sagen, die nicht immer = Lehrmeinung sind. Da kommt’s sozusagen aus der Klappe bzw. Tastatur raus, bevor es die Prüfsynapsen im Cortex richtig passiert hat.

    Dazu kommt, daß hier Menschen quatschen – mit ihrer ganz persönlichen Geschichte und ihrem ganz eigenem katholischen Glauben. Wir sind nicht im Dogmatikseminar sondern reden und streiten über unseren Glauben an Christus. Und das macht Spaß!

    Wollt ich noch loswerden 😉

  5. Ich hab das immer als Gewinn gesehen, dass man über katholische Themen (nicht über Dogmen, also jedenfalls nicht in der Form, dass sie bezweifelt werden)diskutieren kann. Die meisten Diskussionen, die bei mir stattfinden, wenn es um theologische oder tagesaktuelle kirchenpolitische Themen geht, sind immer interessant und spannend durch die Verschiedenartigkeit der Teilnehmer, und ich habe nicht den Eindruck, sie stünden der Lehrmeinung irgendwo entgegen oder es würde einem Dogma irgendwo widersprochen.(Und bei dir ja wohl schon gar nicht!)
    Sonst würde nämlich auch ganz schnell einer in einem Kommentar direkt draufhinweisen, die Selbstkontrolle funktioniert da recht gut.
    Die Diskussionsbeiträge interessieren mich selbst am meisten, weil ich einfach wissen will, was andere so über dieses oder jenes Thema denken, die schon länger dabei sind (katholisch sind) als ich oder einen ganz anderen Blickwinkel drauf haben.
    Su-per beim Bloggen finde ich, dass wenn du wirklich Mores kriegst, du nicht alleine bist. Letztes Jahr zum Beispiel als die Wellen hochschlugen, haben sich viele einfach bei mir online getroffen, um für die Einheit der Kirche und den Papst mitzubeten. Da wurde gar nicht mehr diskutiert, da wurde richtig mitgebetet, auch von zig Nichtchristen.
    Sicher bewirkt man nicht immer nur Gutes, aber das ist ja in real life auch so. Man kann immer nur hoffen, dass das Gute letztlich überwiegt.
    Jetzt nochmal was Ernstes:
    Was Benedikt leider nicht erwähnt, naja, er soll ja auch Mut machen und zusprechen, und nicht die Probleme rauskramen: Viele Priester bloggen ja bereits, aber anonym, weil es Schwierigkeiten gäbe ansonsten.
    Das ist einfach das Problem, das du ja letztlich auch hast – du bloggst nicht anonym, das macht dich angreifbarer (obwohl es hier ja wahrlich nix beanstandenswertes gibt – obwohl ja manche Sedis das auch anders gesehen haben*gg*).
    Father Finigan wurde ja auch einmal ziemlich in die Pfanne gehauen von The Tablet, nur weil er schrieb, dass er jetzt auch die Alte Messe anbieten würde. Und so weiter halt.
    Und ja, um auch das nochmal zu erwähnen: Ein Priester sollte wirklich nicht gerade eine Satire über Mundkommunikanten schreiben oder, ein neutraleres Beispiel, über die ewig gleichen lächerlichen typischen Sünden seiner Beichtkandidaten (soll es auch geben, dass jemand das ganz global und anonym mal thematisiert hat). Der kann mal ruhig nen Brass haben oder konkret frustriert sein und drüber schreiben, aber die globalen Rundumschläge überlasst lieber den Journalisten- und Krimi-Bloggern 🙂 Im Sinne der geschwisterlichen Arbeitsteilung 🙂
    Keep on blogging, Carsten! Ohne dich fehlte was!

  6. @Elsa: Es stimmt – da ich unter eigenem Namen blogge, kann ich manche Dinge nicht schreiben, die sicher spannend oder wichtig wären – aber das nehme ich in Kauf. Oder ich warte eine Zeit und schreibe dann so „verfremdet“, dass keine Rückschlüsse auf konkrete Personen oder Zusammenhänge mehr erkennbar sind.
    Aber manchmal, liebe Elsa, (siehe Sedis) nehme ich kein Blatt vor den Mund. Bisweilen eben auch bei Themen, wo man durchaus drüber streiten kann – wie wir beide es dann ja mit Inbrunst tun 😉

  7. Hallo Carsten,

    ich finde, dass dieser Artiel eine gute Gelegenheit ist, Dir einmal Danke zu sagen für Deine Bloggs und Dir Mut zuzusprechen einfach weiter zu machen. Habe erst vor ein paar Monaten Deine Homepage entdeckt und seitdem verfolge ich mit großer Freude und Interesse Deine Einträge.

    Gruß,

    Thorsten

  8. Danke für diesen genialen post! Es ist zu merken, dass er von Herzen kommt! (zu … übrigens ebenso) . Einer, der verstanden hat. Auch der @Elsa-@vaticarsten-Kommentardialog ist echt zum Freuen.Und eigentlich haben meine VorrednerInnen schon (fast) alles gesagt. Von mir deshalb nur soviel: „Noch was Wichtiges…“ (letzter Absatz) ist dabei für mich das Wichtigste überhaupt!Dir, lieber Carsten allzeit gute Fahrt (auch) auf virtuellen Bahnen!

    „Singt dem Herrn alle Völker und Rassen, Tag für Tag verkündet sein Heil! … singt in allen Sprachen und Tönen … Sucht neue Worte das Wort zu verkünden, neue Gedanken es auszudenken, damit alle Menschen die Botschaft hör´n…“

    In diesem Sinne liebe Grüße und ein Hab nur Mut!paciana

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