Fassungslos sitze ich am späten Abend des 6. November vor dem Fernseher.
Eben noch haben wir Berichte über die Wahlen in den USA gesehen.
Jetzt spricht der Bundeskanzler.
Der Liveticker erzählt währenddessen von der Lage im nahen Osten. Und davon, dass wohl nordkoreanische Truppen in der Ukraine gesichtet wurden.
„Kaputt. Alles kaputt.“ konstatiert der schwarze Hund, der auf meinen Füßen liegt.
„Da sagst du was.“
„USA kaputt. Ampel kaputt. Krieg in Europa. Nordkorea spielt jetzt auch mit. Der nahe Osten brennt.“
Phil wendet den Blick von der Flimmerkiste weg und schaut mich mit traurigen Hundeaugen an. „Ihr Menschen…“ sagt er.
„Wir Menschen…“ bestätige ich.
„Eins muss man euch lassen. Ihr habt’s echt drauf mit dem Kaputtmachen. Auf allen Ebenen. Ihr kriegts hin, gleichzeitig den Planeten und euch gegenseitig in den Abgrund zu stürzen. Wie Lemminge…“
„So langsam“ grübele ich „bin ich mit meinem Latein am Ende.“
„Wie wär’s denn mit „Miteinander reden““ sagt Phil.
„Miteinander reden… Ach. Wenn’s doch so einfach wäre. Aber selbst das kriegen wir nicht mehr hin. Dazu sind wir doch alle viel zu beschäftigt, während uns die Bude abfackelt.“
„Es brennt? Wo?“
„Überall!“ sage ich. „Es ist, als würde das Haus, in dem wir alle leben, lichterloh in Flammen stehen. Die einen von uns stehen davor und streiten miteinander, wie man es am Besten löschen könnte. Die Roten, die Gelben, die Grünen, die Schwarzen. Und so viele Andere. Wir schreien uns an und machen uns Vorwürfe. Kaum einer ist bereit, von seinem Löschkonzept auch nur einen Millimeter abzurücken. Kaum einer ist bereit zuzugeben, dass es vielleicht gar keine Wunderwaffe gegen den Brand gibt. Dass es viele Mittel, Ideen und vor allem auch Zeit brauchen wird – und nur gemeinsam gehen kann.“
Der Hund überlegt kurz.
„Währenddessen“ ergänzt er „rennen die Blauen und Braunen ins Haus rein. Versprechen den Bewohnern, dass sie helfen. Verbünden sich mit den Donalds, den Vladimirs und den Kims. Doch statt zu löschen, tragen sie Holzscheite und Brandbeschleuniger ins Haus. Geben sich nicht mal Mühe, das zu verbergen.“
„Tja.“ sag ich. „Im Haus. Da leben Menschen. Menschen, die die Holzscheite und Brandbeschleuniger in all dem Rauch und Nebel nicht sehen können. Oder es nicht wollen. „Die Blauen und die Braunen“, sagen sie. „Die machen wenigstens was. Die reden nicht nur. Lasst sie uns preisen. Lasst sie uns zu Königen und Rettern erwählen.““
„Und jetzt?“ fragt Phil. „Wollt ihr zusehen und abwarten. Bis auch die Grundmauern von den Flammen zerfressen werden? Experiment Menschlichkeit gescheitert?“
„Ach.“ sag ich. „So langsam gehen uns die Optionen aus. Und solange die, die draußen stehen und sich anschreien, sich nicht endlich zusammenraufen und miteinander in die Pötte kommen, seh ich schwarz…“
„Du, Carsten?“
„Ja, Phil?“
„Das macht mir Angst.“
„Mir auch.“
„Kann mal jemand die Stopp-Taste drücken? Kurz die Welt anhalten? Mit Verstand und Menschlichkeit an die Sache rangehen?“
„Ne Stopp-Taste.“ sage ich mit einem schiefen Lächeln. „Ja. Die könnten wir echt gut gebrauchen.“
„Ich bin müde“ gähnt Phil. „Lass uns schlafen gehen. Morgen ist ein neuer Tag.“
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