Da kommt was…

Wo ist eigentlich mein Hund?
Wie jeden Vormittag sitze ich am Schreibtisch und kümmere mich um die lange ToDo-Liste. Nur noch ein paar Tage, dann muss Weihnachten stehen. Nur noch ein paar Tage, dann müssen die Aufgaben für 2023 abgearbeitet sein. Dieses Jahr fällt es mir echt schwer, vorwärts zu kommen. Die Liste ist voll, der Terminkalender auch. In drei Wochen so viele Beerdigungen wie sonst in drei Monaten. Der Körper sendet eindeutige Signale: In Form eines recht „unterhaltsamen“ Migäneanfalls. Hatte ich noch nie. Naja. Die letzten Meter werden wohl noch gehen.

Aber gerade jetzt frage ich mich, wo mein Hund ist.
Normalerweise liegt er neben mir, auf seiner Hundedecke. Schnarcht vor sich hin und wartet geduldig auf die nächste Gassirunde. Die Decke ist leer. Weit und breit keine Spur vom Hund. Nicht mal der Hauch eines Pupses.

Ich stehe auf, strecke mich und gehe in die Pfarrhauswohnung.
„Aha! Da bist du also!“
Ich muss kichern. Mitten im Wohnzimmer sitzt ein geduldiger schwarzer Hund. Wie ein meditierender alter Mönch hockt er da und betrachtet das Bücherregal. Die Augen anbetungsvoll nach oben erhoben. Nichts und niemand kann ihn ablenken. Selbst das Fuchteln meiner Hand vor seiner Schnauze ignoriert er ohne zu zucken. 
Seine Konzentration gilt einzig und alleine… dem Hundeadventskalender im Regal.

„Könnte es sein, dass Du auf etwas wartest?“ frage ich.
„Fünfzehn.“
„Bitte?“
„Fünfzehn.“
„Wie wäre es mit einem ganzen Satz?“
„Die Fünfzehn ist noch zu!“

Ich stelle mich neben den Hund und betrachte ebenfalls den Adventskalender. Tatsache. Türchen Nummer 15 ist noch geschlossen.
„Und jetzt?“
„Wie wäre es mit öffnen?“ Phil schaut mich an, als ob ich völlig blöd wäre.
„Joa. Wäre eine Möglichkeit.“
“Möglichkeiten werden Realität, wenn man sie in die Tat umsetzt!“
„Klugsch…“ sage ich und öffne das Türchen. Zwei Leckeris sind heute drin.

Der schwarz-befellte Mönch beendet seine Mediation und ist jetzt voll und ganz bei seinem Herrchen. Laut schmatzend vertilgt er die Nummer 15. „Wurde aber auch Zeit. Seit geschlagenen 40 Minuten warte ich hier auf dich!“
„Tja. So ist das halt im Advent. Da sitzen wir alle da und warten aufs Christkind.“
„Naja. Die einen warten. Die Anderen daddeln auf ihrem Computer rum und sind beschäftigt.“
„Ich daddel ja nicht zum Spaß“ wende ich ein und erzähle Phil von all den Gottesdiensten, die rund um den Advent, um Weihnachten und Neujahr noch anstehen.

„Darf ich da eigentlich mit?“ fragt Phil.
„Tut mir leid. Die Gottesdienste sind erst mal für Menschen gedacht. Und ich befürchte, die wären etwas abgelenkt, wenn während der Christmette ein kleiner Phil durch die Kirche wuseln würde.“
„Menno. Das ist ungerecht.“ beschwert sich mein Freund.
„Warum?“
„Na, weil Ochs und Esel bei der Krippe dabei sein und das Jesuskind begrüßen dürfen. Aber wir Hunde werden mal wieder ausgegrenzt. Unfair ist das!“

Irgendwie hat er ja recht. Nur zugeben mag ich’s gerade nicht. Wobei mir der Gedanke schon gefällt. Feierlicher Einzug in die Christmette: Mit einer Schar Ministrant*innen, mit Weihrauch, Kerzenleuchtern, festlicher Orgelmusik – und einem schwarzen Hund, der schwanzwedelnd und freudig zur Krippe rast um den kleinen Jesus zu feiern.

„Machen wir doch nen Deal“ schlage ich vor. „Wir feiern Weihnachten in der Kirche. Leider ohne dich, weil die Menschen das vermutlich nicht so richtig verstehen. Aber danach… gehen wir beide zusammen in die Kirche und du darfst den Jesus in seiner Krippe begrüßen. Ein kleines Weihnachten. Nur für uns beide. Wie wär das?“

Phil schaut mich mit leuchtenden Augen und wedelnder Rute an.
„Das machen wir!“ freut er sich. „Das Jesuskind freut sich bestimmt ganz doll, wenn ich vorbeikomme und es begrüße!“

#gesprächemitphil #advent #weihnachten

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