Dienstgespräch

„Komm schon. Mach hinne. Ich muss zum Dienstgespräch!“

Sprachlos stehe ich mit der Kaffeetasse in der Hand in der Küche und blicke Richtung Hund. Der steht da mit wedelnder Rute und einem ungeduldigen Blick. Manchmal würde ich echt gerne wissen, was in seinem Kopf so vorgeht.

„Du musst zum Dienstgespräch?“ hake ich nach. „Ja klaro. Wie jeden Morgen. Mach hinne!“ wiederholt er seine Aufforderung. „Phil. Du hast weder einen Job noch Dienstgespräche. Du bist…“ „…freischaffender Künstler!“ fällt er mir ins Wort. „Aber das Dienstgespräch muss trotzdem sein. Mach endlich hinne. Sonst komm ich zu spät!“ Ich stelle die Tasse ab und hole tief Luft. 

„Hätten seine Herrschaft die Freundlichkeit und Güte, mir mitzuteilen, mit wem er Dienstgespräche zu führen geruht?“ „Oh ja, Hochwürden“ antwortet mein Hund, der bisweilen durchaus schlagfertig ist. „Wie sie als aufmerksamer Beobachter vielleicht festgestellt haben, warten die Kolleginnen im Pfarrbüro allmorgendlich auf mein Erscheinen.“

Spätestens jetzt ist es vorbei. Ich kann nicht weiter Ernst bleiben und muss herzhaft kichern. „Hey, lach mich nicht aus“ empört sich Phil. „Ich lach dich nicht aus“ kichere ich „aber das ist doch kein Dienstgespräch. Du stürmst wie ein wilder Wickinger ins Pfarrbüro und bettelst um deine Leckerchen. Und dann sabberst du auch noch rum, wenn du mal 10 Sekunden warten musst.“

„Mit Verlaub“ sagt der Hund mit ernster Stimme. „Das ist ganz anders! Ich besuche die Damen und frage sie nach ihrem Wohlergehen. Ich weiß nämlich genau, dass die beiden einen echt harten Job haben. Die kümmern sich drum, dass der Laden läuft. Die müssen ständig rumtelefonieren, den Leuten zuhören, Lösungen für Probleme suchen und den Überblick über alles behalten. Ohne die wärst du doch komplett aufgeschmissen!“

Jetzt hat er mich sprachlos gemacht. Der Hund bekommt mehr mit, als man ihm ansieht… „Hmmm.“ stammele ich „da hast du einen besseren Überblick übers Pfarrbüro, als mancher Mensch. Recht hast du auch. Ohne die wäre ich aufgeschmissen.“

„Siehste“ meint Phil „und deshalb muss ich jeden morgen zum Dienstgespräch ins Pfarrbüro. Um den Beiden zu sagen, dass sie nen guten Job machen.“
„Okay. Dann lass uns mal schnell rübergehen.“

Phil wieselt los und rennt zur Bürotür. Sein Po wackelt vor Freude. Als ich ankomme schaut er mich an: „Carsten. Meinst du, die haben vielleicht auch ein klitzekleines Leckerchen für mich?“
„Phil. Das sind Profis. Die haben sich garantiert auf’s Dienstgespräch vorbereitet!“
„Na dann ist ja gut.“

#gesprächemitphil

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