„Hohoho“
Eine tiefe Stimme tönt durch den Wald.
„Hohoho“
Ich betrachte das Spektakel und muss kichern.
„Ich darf doch sehr bitten“ sagt die Stimme. „Ein bisschen mehr Ehrfurcht vor einem alten Mann!“
„Sorry. Geht nicht“ pruste ich und versuche, den Lachanfall zu unterdrücken.
Vor mir steht Phil im vollen Ornat: Violetter Umhang, Bischofsmitra.
„Wo hast du denn den Fummel stibitzt?“
„Ich hab da meine Quellen“ sagt der Hund mit einem verschmitzen Grinsen.
„Aha. Und jetzt bist du der Weihnachtsmann?“
„Nikolaus!“ korrigiert mich Phil. „Der Heilige Nikolaus. Sieht man doch. Der Weihnachtsmann wär eher in rot und würde albern aussehen.“
„Na. Wenigstens siehst du nicht albern aus, Eure Heiligkeit.“
„Danke“ nickt der Nikolaus.
„Ähm… Nur den Bischofsstab. Den hast du vergessen.“
„Hallo?! Ist dir mal aufgefallen, dass ich keine Hände hab? Nur Pfoten!“ empört sich Phil und zeigt mir zum Beweis die Vorderpfote.
„Stimmt auch wieder.“
„Hohoho“ tönt es aus der Hundekehle, während wir weiterziehen.
„Du“ sag ich „ich glaub, der Nikolaus sagt nicht Hohoho. Das ist eher so ne Marotte vom Weihnachtsmann.“
Phil zuckt mit den Schultern „Egal. Kommt cool rüber.“
„Wenn du meinst.“
„Sag mal, Nikolaus…“
„Ja, Carsten?“
„Kann es sein, dass du langsam alt wirst?“
„Wie meinen?“
„Naja. Dein schwarzes Fell hat immer mehr graue Stellen. Außerdem humpelst du mit deiner Vorderpfote.“
„Hach ja.“ knurrt der Nikolaus. „So isses halt mit alten Nikoläusen. Der Doktor meint, ich hätte Arthrose. Muss mich jetzt ab und an mal ein bisschen schonen. Und auf mein Gewicht soll ich auch noch aufpassen.“
„Das ist doch sch…“ kommentiere ich.
„Amen.“
„Aber weißt du was?“ lächelt der vierbeinige Heilige.
„Was?“
„Davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Der echte Nikolaus ist ja auch nicht mehr der Jüngste. Und trotzdem schafft er es Jahr für Jahr, Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das würd der doch nicht tun, wenn’s ihm keine Freude machen würde. Der ist mein Vorbild.“
„Find ich gut. Wenn’s weh tut, das Pfötchen schonen, die Mitra auf’m Kopf geraderücken und der Freude nachschnuffeln.“
„So machen wir das.“ lächelt Phil und legt seine Verkleidung ab. „Halt mal kurz“ sagt er und düst in den Wald, um ein Eichhörnchen zu betrachten, das in einer Baumkrone sitzt und ihn aus sicherer Entfernung anmotzt.
Zuhause angekommen bringen wir das stibitzte Bischofsgewand zurück in die Kirche.
„Du, Carsten?“
„Ja, Phil?“
„Der echte Nikolaus. Der kommt doch am Samstag?“
„Naja. Irgendwie schon. Auf jeden Fall feiern wir da seinen Ehrentag.“
„Meinst du, der bringt auch mir was mit? Ein paar Leckerlies oder so?“
Ich wuschele dem Hund über den Kopf. „Klaro Kleiner. Da warst ja brav. Meistens.“
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