Dezember 2025. Die ARD strahlt die Dokumentation „Die hippen Missionare – mit Jesus gegen die Freiheit“ aus.
Diese untersucht charismatische Erneuerungsbewegungen wie das Gebetshaus Augsburg (Johannes Hartl), Loretto und FOCUS, die mit modernem Auftreten und Social Media junge Menschen ansprechen, aber hinter der Fassade konservative bis reaktionäre Positionen vertreten. Auch das Thema „spiritueller Missbrauch“ findet Platz.
Eine denkbare Reaktion der Verantwortlichen wäre eben dies gewesen: Zur eigenen Verantwortung zu stehen. Bedenken ernst zu nehmen und diese mit stichhaltigen Argumenten zu entkräften. Insbesondere die deutlichen Erzählungen von Betroffenen spirituellen Missbrauchs sehr ernst zu nehmen und damit angemessen umzugehen. Denn diese müssen in allen (zu Recht oder zu Unrecht) beschuldigten Systemen immer absolute Priorität haben. Wer dazu nicht in der Lage oder nicht Willens ist, sollte von jeder Verantwortung für andere Menschen ferngehalten werden.
Stattdessen reagiert die Bubble deutlich und selbstentlarvend: Mit Ironie, indem man T-Shirts mit dem Aufdruck „Hipper Missionar“ feilbietet. Indem man Bullshit-Bingo zur Doku postet. Mit Häme, indem man sich spöttelnd für zunehmende Followerzahlen nach der Doku bedankt. Mit einer oberflächlich gehaltenen Stellungnahme, die nicht mal versucht, ernsthafte Antworten zu geben.
Bischof Oster (selbst Teil der Doku und des Systems) inszeniert sich in seiner Stellungnahme als Opfer eines voreingenommenen Journalismus und wirft den Macher*innen ein „liberales” Freiheitsverständnis vor, welches das Evangelium verkürze. Dabei übersieht er geflissentlich, dass die berechtigten Anfragen der Dokumentation nicht der katholischen Identität dieser Bewegungen gelten, sondern ihren autoritären Strukturen, ihrer rigiden Sexualmoral und ihren Tendenzen zu geistlichem Missbrauch. Statt sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, bejubelt er den Trotzeffekt steigender Anmeldezahlen – als sei medialer Gegenwind bereits ein Gütesiegel für theologische Qualität.
In zahlreichen Kommentaren beschweren sich Fans über die einseitige Berichterstattung durch die Öffentlich Rechtlichen. Der „Staatsfunk“ sei ohnehin links, woke und schon lange nicht mehr ernstzunehmen.
Was bleibt am Ende?
Ein System, welches durch seine selbstoffenbarende Reaktion auf kritische Berichterstattung umso deutlicher macht, dass es hinterfragt werden muss.
Ein System, das Hinweise von traumatisierten Aussteiger*innen nicht ernst nimmt und diese sogar ins Lächerliche zieht.
Was es jetzt bräuchte!
Verantwortliche (auch Bischöfe), die bis zur weiteren Klärung die Bremse ziehen. Eine Theologie und Pastoral, die Menschen ernst nimmt statt zu manipulieren, muss sich klar von solchen Strukturen abgrenzen.
Weitere und umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu spirituellem Missbrauch (und dessen Potential) in diesen und in ähnlichen Systemen. Betroffene gibt es genug – viele wagen sich leider nicht in die Öffentlichkeit. Die Strukturen des Gebetshauses – charismatische Führungsfigur, elitäres Sendungsbewusstsein, emotionalisierte Spiritualität unter Leistungsdruck, Berichte über Gehorsamsanforderungen – weisen signifikante Übereinstimmungen mit den in der Forschungsliteratur beschriebenen Mustern spirituellen Missbrauchs auf.
Weitere und umfangreiche journalistische und wissenschaftliche Untersuchungen zur Verstrickung von Hartl und Co. mit rechtspopulistischen und rechtskonservativen Netzwerken. Zahlreiche Belege lassen sich schon jetzt offen im Internet finden. Diese zeigen, dass hier bewusst Nähe gesucht wird und Netzwerke aufgebaut werden.
Und ja: Eine deutliche Warnung vor allzu leichtfertigem Umgang mit „hippen Missionaren“.
Wer eine Kirche des Evangeliums will, darf weder populistische Feindbilder und Verschwörungsrhetorik tolerieren – noch Bewegungen, die sich über fundierte Kritik lustig machen und traumatisierte Menschen nicht ernst nehmen.
Die Reaktionen auf die ARD-Doku sind ein Warnsignal für Entwicklungen, die es kritisch zu beobachten und entschieden zurückzuweisen gilt.
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