Selbst zerlegt

„Respekt. Ihr habt’s echt drauf.“
Der schwarze Hund steht vor mir und schüttelt den Kopf.
„Hör ich da nen sarkastischen Unterton in deiner Stimme?“ frage ich zurück.
„Möglicherweise…“ bestätigt Phil und schaut mich herausfordernd an.
„Erzähl. Was ist los?“

„Ich hab eben mal mit deinem iPad Nachrichten gelesen. Ist übrigens gar nicht so einfach, das Teil mit Pfoten zu bedienen.“
„Schon klar“ grinse ich. „Zurück zum Thema. Was haben wir denn echt drauf?“
„Das mit dem Selbst-Zerlegen. Da seid ihr voll die Profis drin.“
Ich atme tief durch und warte ab.

„Der Franz hat mal wieder mit der Presse gequasselt.“ berichtet der Vierbeiner.
„Der Franz?“
„Euer Papst.“
„Oha. Was hat er denn dieses Mal gesagt?“
„Dass Frauen ganz toll sind. Und ganz wichtig für die Kirche.“
„Na, dass ist doch nett, oder?“
„Njaa-nein. Er wurde gefragt, ob Frauen jemals die Möglichkeit haben werden, als geweihte Diakoninnen in der Kirche tätig sein können. Seine Antwort war Frauen haben immer Aufgaben einer Diakonin übernommen, ohne Diakon zu sein. Frauen sind großartig im Dienst als Frauen, aber nicht im Dienst mit Weihe.
Ich schnaufe und vergrabe meinen Kopf in den Händen.

„Ist nicht alles“ ergänzt der Hund.
„Ernsthaft? Noch was?“
„Jepp. Er hat auch klargestellt, dass die Kirche zwar homosexuelle Menschen segnet, aber nicht ihre Beziehungen. Weil die allen Gesetzen widersprechen und unnatürlich seien…“
„Alter!“ rufe ich und schüttele nun ebenfalls den Kopf.

„Sag ich doch.“ bekräftigt mein tierischer Freund. „Im Selbst-Zerlegen seid ihr so richtig gut. Ihr labert davon, dass alle Menschen die gleiche Würde haben, grenzt aber mal pauschal die Hälfte der Menschheit vom Weihamt aus. Warum? Weil sie ne Vagina haben. Tolles theologisches Argument. Und dann sagt ihr noch allen nicht-Heteros, dass sie zwar willkommen und geliebt sind, aber dass ihre Liebe falsch ist.“
„Es ist zum Kotzen.“ sag ich, weil mir gerade nicht mehr einfallen will.
„Es ist sowas von peinlich und unglaubwürdig.“ bestätigt der Hund.

Einen Moment lang starren wir beide einfach nur in die Leere und schweigen.
„Weißt du“ ergänzt der Hund „Da habt Ihr so ne geniale Botschaft. So nen wunderbaren Gott. Ihr könntet so viel Gutes beitragen in einer Welt, die’s echt nötig hat. Ihr könntet Menschen stärken und groß machen. Ihr könntet so eine starke Gemeinschaft sein. Stattdessen haut ihr den Leuten andauernd mit’m Vorschlaghammer auf den Kopf und grenzt Menschen aus. Meinst du, das wird irgendwann noch was?“
„Weiß nicht. Ich hoffe es. Dran zu glauben fällt mir schwer.“ stottere ich.
„Und ich hoffe, dass wenigstens ein paar von euch es schaffen, glaubwürdig zu bleiben. Trotzdem. Trotz allem.“
„Dito.“

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