Schrubbeldienstag. Aschermittwoch.

„Warum?“ Der schwarze Hund steht protestierend vor der Haustüre.
„Warum was?“
„Warum das Handtuch?“ Er schaut den alten grünen Lappen in meiner Hand an.
„Weil wir das immer so machen, wenn wir von der Waldrunde heimkommen?! Schau dich doch mal an: Du bist voller Schlamm, Dreck und Staub. Der muss weg, bevor du reinkommst.“
„Aha. Ich muss also sauber gemacht werden. Und du? Darfst alles dreckig machen. Das ist nicht kongruent.“

Einen Moment lang ringe ich mit der Fassung. Wo schnappt mein Hund nur solche Fremdwörter auf? „Kongruent?“
„Na stimmig. Passt nicht zusammen. Du sagst das Eine und machst was Anderes.“
„Ehrlich, Phil. Ich hab keinen Schimmer worauf du hinauswillst.“

Der Hund setzt eine wissende Miene auf. „Vorhin hast du mir doch erzählt, dass du morgen früh in die Kita gehst und den Kindern Dreck auf die Stirn schmierst. Und morgen Abend willst du in der Kirche auch noch die ganzen anderen Leute dreckig machen. Die dürfen also schmutzig durch die Gegend rennen, während ich abgeschrubbelt werden muss. Das ist unfair!“

„Aaah. Danke für die Info. Jetzt weiß ich, was du meinst. Aschermittwoch…“
„Was für’n Mittwoch?“
„Aschermittwoch. So heißt das Fest, das wir morgen feiern. Ich schmiere den Leuten da keinen Dreck auf die Stirn, sondern ich streue Asche drüber.“
„Dreck, Schlamm, Asche. Ist doch das Gleiche. Warum dürfen alle außer mir dreckig sein?“

Ich setze mich neben den Vierbeiner. „Schau mal. Die Sache ist die. Wenn du dreckig bist… dann sieht man das in der Regel ziemlich schnell. Manchmal riecht man es sogar.“
„Ja. Voll cool, gell.“ grinst Phil.
„Bei uns Menschen ist das nicht immer so.“
„Moment mal! Du riechst morgens nach dem Aufstehen auch nicht gerade nach Rosen.“
„Das mein ich jetzt nicht. Ich will sagen, dass wir Menschen hin und wieder Dreck am Stecken haben.“
„Wie meinste das jetzt?“
„Na. Wir gehen halt nicht immer so dolle miteinander um. Oder mit der Umwelt. Wir machen Fehler. Manchmal tun wir einander auch weh. Nach außen hin machen wir dann oft so, als ob alles sauber und dufte und toll wäre. Aber in uns drin spüren wir, dass das nicht so gut ist. Irgendwie dreckig eben.“

„Und weil ihr innen drin dreckig seid, schmiert ihr euch Asche auf’n Kopf?“
„Joah. So könnte man das sagen. Oder so ähnlich. Die Asche erinnert uns dran, dass wir dunkle Dinge in uns tragen. Dass es gut ist, im Leben ab und an mal aufzuräumen. Den Staub, der sich angesammelt hat, wegzuwischen und neu anzufangen. Dass Gott uns dabei hilft und uns begleitet. Sie erinnert uns daran, dass unser Leben endlich ist. Dass wir die Chancen nutzen sollten, was Gutes damit anzufangen.“

Der schwarze Hund braucht ein paar Momente.
„Und das feiert ihr am Aschermittwoch?“
„Genau. Da beginnt nämlich die Fastenzeit vor Ostern. Das ist eine Zeit, in der wir versuchen, so was wie einen Lebens-Check-Up zu machen. Ne Art Neustart. Einmal im Jahr.“

Der Vierbeiner nickt wissend „Okay. Hab’s geschnallt. Aschermittwoch. Neustart. Großreinemachen. Ein mal im Jahr. Gar keine blöde Idee.“
„Eben.“

„Und deshalb…“ Phil schaut mich herausfordernd an
„…deshalb reicht es doch bestimmt auch, wenn du mich ein mal im Jahr ordentlich abschrubbelst. Am Abschrubbeldienstag. Und dann erst wieder in 12 Monaten.“

„Kein Problem. Wenn es für dich in Ordnung geht, stattdessen einmal die Woche ein Vollbad zu nehmen.“
Der Hund schüttelt sich. „Vergiss es. Das machen wir lieber umgekehrt. Ein, zwei mal im Jahr in die Wanne – und zwischendurch wird der Dreck weggeschrubbelt.“
„Ganz wie sie wünschen“ entgegne ich und werfe das grüne Handtuch über Phil, der mir schon den Hundepo entgegenstreckt.

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