Botschaft von Papst Johannes Paul II. zum Weltjugendtag 2005

4. „Da fielen sie nieder und beteten ihn an” (Mt 2,11). Wenn die Heiligen Drei Könige im Kind, das Maria in ihre Arme schließt, den von den Völkern Ersehnten und den von den Propheten Verheißenen anbeten, so können wir ihn heute in der Eucharistie anbeten und als unseren Schöpfer und alleinigen Herrn und Heiland erkennen.
„Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar” (Mt 2,11). Die Gaben, die die Heiligen Drei Könige dem Messias darbringen, symbolisieren die wahre Anbetung. Durch das Gold unterstreichen sie die königliche Gottheit; mit dem Weihrauch erkennen sie ihn als den Priester des Neuen Bundes an; indem sie ihm die Myrrhe anbieten, preisen sie den Propheten, der das eigene Blut vergießen wird, um die Menschheit mit dem Vater zu versöhnen.
Liebe Jugendliche, bringt auch ihr dem Herrn das Gold eures Lebens dar, das heißt die Freiheit, ihm aus Liebe zu folgen, indem ihr seinem Anruf treu folgt; lasst den Weihrauch eures innigen Gebetes zu seinem Lob und Ruhm zu ihm emporsteigen; bringt ihm die Myrrhe dar, das heißt die herzliche Dankbarkeit ihm gegenüber, dem wahren Menschen, der uns so geliebt hat, dass er wie ein Verbrecher auf Golgota gestorben ist.

5. Seid Anbeter des einzigen und wahren Gottes, indem ihr ihm den ersten Platz in eurem Leben zuerkennt! Der Götzendienst ist eine ständige Versuchung des Menschen. Leider gibt es viele Menschen, die die Lösung der Probleme in religiösen, mit dem christlichen Glauben unvereinbaren Übungen suchen. Stark ist der Drang, an falsche Mythen des Erfolgs und der Macht zu glauben; es ist gefährlich, inhaltslose Konzepte des Sakralen zu umarmen, die Gott unter der Gestalt der kosmischen Energie darstellen, oder in anderen Weisen, die nicht mit dem katholischen Lehramt übereinstimmen.
Liebe Jugend, glaubt nicht lügenhaften Illusionen und kurzlebigen Moden, die nicht selten eine tragische seelische Leere zurücklassen! Lehnt ab die Versuchungen des Geldes, des Konsumverhaltens und der hinterlistigen Gewalt, die zuweilen die Massenmedien ausüben.
Die Anbetung des wahren Gottes stellt einen wahren Akt des Widerstandes gegen jegliche Form der Vergötzung dar. Betet Christus an: Er ist der Fels, auf dem ihr eure Zukunft und eine gerechtere und solidarischere Welt baut. Jesus ist der Friedensfürst, die Quelle der Vergebung und der Versöhnung, der alle Glieder der Menschenfamilie zu Brüdern und Schwestern machen kann.

6. „Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land ” (Mt 2,12). Das Evangelium präzisiert, dass, nachdem die Heiligen Drei Könige Christus gefunden hatten, sie „auf einem anderen Weg” in ihr Land zurückgekehrt sind. Diese Kursänderung kann die Bekehrung symbolisieren, zu der diejenigen gerufen sind, die Jesus finden, um zu den wahren Anbetern zu werden, die er sich wünscht (vgl. Joh 4,23-24). Das bringt die Nachfolge Christi mit sich, in der der Mensch, wie der Apostel Paulus schreibt, ein „lebendiges, heiliges, gottgefälliges Opfer” wird. Dann fügt der Apostel hinzu, sich nicht der Mentalität dieses Zeitalters anzugleichen, sondern sich zu wandeln durch die Erneuerung des Denkens, „damit ihr erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist ” (vgl. Röm 12,1-2).
Auf Christus hören und ihn anbeten führt dahin, mutige Entscheidungen zu treffen, manchmal sogar heroische Entschlüsse zu fassen. Jesus ist anspruchsvoll, denn er möchte unser wahres Glück. Einige beruft er, alles zu lassen, damit sie ihm im Priestertum oder im geweihten Leben folgen. Wer diese Einladung wahrnimmt, soll keine Angst haben, ihm mit einem „Ja„ zu antworten und großmütig nachzufolgen. Aber über die Berufungen zur besonderen Weihe hinaus gilt die jedem Getauften eigene Berufung: auch das ist eine Berufung zu jenem „hohen Maßstab„ jeden christlichen Lebens, der sich in der Heiligkeit ausdrückt (vgl. Novo millennio ineunte, 31). Wer Jesus findet und sein Evangelium aufnimmt, ändert sein Leben und wird bewegt, den anderen die eigene Erfahrung mitzuteilen.
Es gibt noch so viele Zeitgenossen, die die Liebe Gottes noch nicht kennen, oder die ihr Herz mit unbedeutenden Ersatzmitteln füllen. Deswegen ist es dringend, Zeugen der in Christus betrachteten Liebe zu sein. Die Einladung, am Weltjugendtag teilzunehmen, gilt auch euch, liebe Freunde, die ihr nicht getauft seid oder die ihr euch nicht mit der Kirche identifiziert. Habt nicht auch ihr Durst nach dem Absoluten, und seid nicht auch ihr auf der Suche nach „etwas„, was eurer Existenz einen Sinn gibt? Wendet euch Christus zu und ihr werdet nicht enttäuscht.

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